Organisationale Ambidextrie wurde von Charles O'Reilly und Michael Tushman in den späten 1990er Jahren entwickelt. Die beiden Wissenschaftler prägten den Begriff, um das Paradox zwischen der Fokussierung auf Effizienz und der Notwendigkeit von Innovation in Organisationen zu beschreiben. 

Traditionell legen Unternehmen grossen Wert auf Effizienzsteigerung, Kostenreduzierung und Prozessoptimierung, um im Wettbewerb erfolgreich zu sein. Dies wird als Exploitation bezeichnet. Allerdings kann eine übermässige Betonung der Exploitation zu einer Trägheit führen, die das Unternehmen anfällig für Veränderungen und Marktstörungen macht. Auf der anderen Seite steht die Exploration, die den Fokus auf das Entdecken neuer Ideen, Innovationen und Möglichkeiten legt. Exploration beinhaltet Experimentieren, Lernen aus Fehlern und das Hervorbringen neuer Produkte, Dienstleistungen oder Geschäftsmodelle. Diese Innovationsfähigkeit ist entscheidend für die Anpassungsfähigkeit und langfristige Wettbewerbsfähigkeit einer Organisation.

Das Ziel der Organisationalen Ambidextrie besteht darin, ein Gleichgewicht zwischen Exploitation und Exploration herzustellen. Es geht darum, gleichzeitig bestehende Geschäftsaktivitäten zu optimieren und Raum für neue Ideen und Innovationen zu schaffen. Dies erfordert oft unterschiedliche Strukturen, Prozesse und Kulturen innerhalb einer Organisation, um die Spannung zwischen Effizienz und Flexibilität zu bewältigen.

Organisationale Ambidextrie ermöglicht es Unternehmen, die Vorteile beider Ansätze zu nutzen. Sie können ihre bestehenden Geschäftsmodelle und Prozesse weiterentwickeln, während sie gleichzeitig neue Möglichkeiten erkunden, um sich an Marktveränderungen anzupassen und Wettbewerbsvorteile zu erlangen.

Insgesamt hat das Konzept der Organisationalen Ambidextrie in den letzten Jahren an Bedeutung gewonnen, da Unternehmen erkannt haben, dass sie sowohl Stabilität als auch Innovation benötigen, um langfristig erfolgreich zu sein. Es erfordert eine kulturelle Veränderung und ein Umdenken in Bezug auf traditionelle Organisationsstrukturen und -prozesse, um eine Umgebung zu schaffen, die sowohl Exploitation als auch Exploration fördert.